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Die potenzielle Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Friedrich Merz

Nach vielen Monaten der politischen Spannung ist es soweit: Olaf Scholz wurde abgewählt. Die kontroverse Politik der Ampelregierung die sowohl Befürworter wie auch Gegner hatte, wird nun Geschichte sein und ein neues politisches Kapitel beginnt: Friedrich Merz als voraussichtlicher Bundeskanzler. Die Koalitionsverhandlungen für eine schwarz-rote Regierung laufen. Allerdings stehen nun Fragen der deutschen Bevölkerung gegenüber:

  • Und was kommt nun?
  • Kann Merz als voraussichtlicher neuer Kanzler Deutschland aus der Krise herausbringen?
  • Wie wird sich seine Regierung auf den Arbeitsmarkt konkret auswirken?
  • Wird es mehr Arbeitsplätze geben und wird der Fachkräftemangel endlich beseitigt?

Alle diese Fragen sind verständlich und legitim. In diesem Artikel möchten wir Ihnen erklären wie die potenzielle neue Regierung unter Merz den Arbeitsmarkt und die HR-Welt verändern wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass unser Artikel sich mit einer dynamischen laufenden Entwicklung beschäftigt. Es ist viel weniger klar, was genau in den nächsten 5 Jahren passieren wird, als was in den letzten 5 Jahren passiert ist. Außerdem werden die nächsten Jahre je nach der Entwicklung der nächsten Monate auch anders ausfallen je nachdem welche Regierung letzendlich gebildet wird. Trotzdem sind die großen Linien durch diese Wahl eindeutig klarer geworden und die Bedeutung möchten wir mit diesem Artikel beleuchten.

Ein wirtschaftlicher aufschwung?

Wenn man sich die Liste der großen Erfindungen der Geschichte anschaut, wird man feststellen, dass der Großteil der Erfindungen der letzten Jahrhunderte aus Europa kommt. Auch Deutschland hat da viel mitgewirkt und Erfindungen wie das Auto oder der Buchdruck haben Deutschland als Herkunftsland.

Aber heute ist dies immer weniger der Fall. Seit den fünfziger Jahren ist Deutschland nicht mehr das Land mit den meisten Nobelpreisen. Bei den großen Innovationen ist offensichtlich, dass Länder wie China oder die USA mehr weltverändernde Veränderungen hervorbringen. Das „Land der Ingenieure“ verliert immer mehr international den guten Ruf, ein hochqualitatives innovatives Land zu sein. Darüber hinaus geht es dem Land auch wirtschaftlich nicht gut. In den letzten 5 Jahren haben manche europäische Länder über 10% wachsen können. Deutschland hingegen sitzt seit Jahren in einer wirtschaftlichen Stagnation fest.

Viele Deutsche geben den aktuellen Regierungen daran die Schuld und sind der Meinung, ein Politikwechsel würde Deutschland wieder nach vorne kurbeln. Dieser Meinung ist auch Friedrich Merz und er ist auch überzeugt, dass er derjenige sein wird, der das ermöglichen wird. „Es kann so nicht weitergehen wie es in den letzten zweieinhalb Jahren war“ empörte sich Merz während der Europawahl in Deutschland 2024. Mit dem Namen „Agenda 2030“ hat der wirtschaftsliberale Merz einen fünfjährigen Plan für Deutschland hervorgebracht. Deutschland soll dadurch 2% Wachstum im Jahr erreichen. Dieses Ziel der CDU kann man auch visuell erkennen, da das Logo der CDU inzwischen vermehrt zusammen mit einem Wachstumsdiagramm erscheint.

Wenn dieses Wachstum tatsächlich erreichbar ist, wird das große Konsequenzen für die Unternehmen mit sich bringen. Es sollte neue Investitionen und Unternehmenswachstum ermöglichen. Die Arbeitslosigkeit würde sinken und die Arbeitsbedingungen würden sich wahrscheinlich verbessern.

Modernisierung deutschlands

Merz betont, dass die Agenda 2030 notwendig ist, um Deutschland wieder zu einem starken Industrieland zu machen und die wirtschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu meistern. ​

Als wirtschaftsliberaler Politiker möchte Merz die Steuern möglichst senken und die Bürokratie erleichtern. Mit den 2% Wachstum kann Deutschland 20 Milliarden Euro zusätzliche Steueren einnehmen. Mit diesen Maßnahmen und den zusätzlichen Ressourcen wünscht sich der neue Bundeskanzler vermehrte Investitionen in neue und vor allem moderne Technologien um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Für die HR-Abteilung würde dies bedeuten, dass Automatisierungsprozesse und künstliche Intelligenz immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Inzwischen benutzen immer mehr Unternehmen Automatisierungssoftware wie Make oder Zapier. Diese Softwares ermöglichen es jedem auch ohne IT-Kenntnisse komplizierte Automatisierungsprozesse automatisch zu koordinieren. So kann man z.B dafür sorgen, dass einkommende Bewerbungen sofort zentralisiert werden, danach durch ein personnalisiertes ChatGPT analysiert und schließlich bearbeitet werden. So ist es möglich, ohne menschliches Eingeifen mit dem Bewerber zu diskutieren und Vorstellungsgespräche je nach dem vorhandenen Terminkalendar automatisch nach maßgeschneiderten Kriterien festgelegt werden. Mit diesen Arbeitsprozessen kann deutlich schneller und effizienter gearbeitet werden. Eine Besorgnis ist jedoch damit verbunden, dass die Daten der Bewerber zu schützen sind. Diese Daten ohne Anonymisierung in KI- oder Automatisierungsprozesse zu versenden, ist stark mit Datenschutzherausforderungen verbunden.

Unternehmen werden auch vermehrt Wert darauf setzen müssen, Kandidaten zu finden die genau über diese Kompetenzen verfügen. Außerdem wird die Schulung der Teams in diesem Zusammenhang sehr wichtig sein. Alle Unternehmensbereiche sind von diesen Thematiken betroffen.

Eine arbeitskraft in historischer Krise

Es ist wahrscheinlich nicht übertrieben zu behaupten, dass das wirtschaftliche Projekt von Friedrich Merz zu einer Zeit passiert, wo es aus einem Grund am schwierigsten ist: Die Arbeitskraft.

Demografischer Wandel

Demografischer Wandel HR

Quelle: Statistisches Bundesamt

Wie man auf der Grafik weiter oben sehen kann, sind die 60-Jährigen die am meisten repräsentierte Altersgruppe. Ebenfalls kann man erkennen, dass die 20-Jährigen unterrepräsentiert sind. Für die Arbeitgeber bedeutet das eine große Herausforderung. Die Anzahl der Arbeitnehmer, die in Rente gehen werden, wird einen historisch noch nie erreichten Höhepunkt betragen (Etwa 1.3 Mio pro Jahr). Die Anzahl an neuen Mitarbeitern wird allerdings sehr niedrig sein (Etwa 900 000 pro Jahr), was logischerweise zu einer rasanten Abnahme der Arbeitskraft führen wird.

Die damit verbundene Frage für die Personaler ist also:

  • Wie werden wir mit diesem massiven Verlust an qualifizierter Arbeitskraft umgehen?
  • Wer wird die zahlreichen Manager ersetzen?
  • Wie finden wir bei den wenigen neuen Arbeitskräften die geeigneten Kandidaten?

Da unter den älteren Mitarbeitern oft Abteilungsleiter und Manager sind, ist es wichtig schnell Ersatzpersonen zu finden, vor allem wenn wirtschaftlich gute Zeiten kommen. In dem Kontext ist es wichtig, die Möglichkeit zu betrachten, Interim Manager einzustellen. Interim Manager sind Spezialisten, die innerhalb weniger Tage eine Schlüsselperson im Unternehmen ersetzen können. Sie bleiben in der Regel, bis eine geeignete Ersatzperson gefunden wurde.

Dabei wird das intergenerationnelle Management eine wichtige Rolle spielen. Manager und Führungskräfte müssen bei diesem Thema begleitet und geschult werden, um den Generationenwechsel in ihrem Team zu koordinieren und zu Gunsten des Unternehmens sowie der Mitarbeiter nutzen zu können. Dabei sind auch Weiterbildungen und Teamcoachings ein wichtiger Bestandteil.

Qualifizierte Arbeitskraft

Merz betont, dass Deutschland neue qualifizierte Fachkräfte braucht. Um diesem Bedarf entgegenzukommen, hat der Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers folgende Vorschläge gemacht:

  • Ausbildungen und das Handwerk sollen populärer gemacht werden. Auch die Industrie soll gestärkt werden.
  • Migranten sollen deutlich genaurer als bisher ausgewählt werden, um möglichst viele qualifizierte Arbeitskräfte aufzunehmen.

Interssanterweise ist Merz allerdings auch im Vergleich zu den Vorgängern deutlich verschlossener, was die Migration angeht. Merz will viel weniger Migranten aufnehmen, vor allem wenn es illegale Migranten sind. Für Personaler bedeutet das, dass sie sich zunehmend mit den neuen Zuwanderungsprozessen und Regelungen beschäftigen müssen.

Bürokratische erleichterung

Deutschland gilt international oft klischeehaft als das „Land der Bürokratie“. Das Klischee scheint allerdings nicht unbedingt ferne von der Wahrheit zu sein, und viele Deutsche sehen das auch als Fakt. Laut einer Ifo-Studie kostet die Bürokratie in Deutschland jährlich etwa 146 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung.

Merz sieht die deutsche Bürokratie als zu kompliziert und möchte sie vereinfachen. Wenn sein Vorhaben tatsächlich Realität wird, bedeutet dies für die Unternehmen, dass die Rekrutierungs- und personalbezogenen Herausforderungen deutlich leichter ausfallen werden.

Als wirtschaftsliberaler Politiker will er den Unternehmen mehr Freiheiten geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, anstatt sich an Richtlinien zu halten. Das würde zu schnelleren und flexibleren Entwicklungen in den Unternehmen führen. Damit verbunden sind folgende Möglichkeiten:

  • Der Staat könnte weniger in die Sozialversicherung der Mitarbeiter eingreifen. Das wird den Unternehmen mehr Verantwortung in diesen Bereichen geben u.A. was Altersvorsorge und Gesundheitsmanagement angeht.
  • Die Tarifbindung wird immer mehr an Bedeutung verlieren. Bereits in den letzten Jahrzehnten gab es immer weniger Unternehmen, deren Beschäftigungsverhältnis durch Tarifverträge geregelt ist. Tarifbindungen betreffen derzeit 42% der Unternehmen. Vor allem große Unternehmen sind betroffen.
  • Durch weniger Bürokratie wird es leichter sein, neue Kandidaten ins Unternehmen aufzunehmen. Der Kündigungsschutz wird wahrscheinlich auch an Kraft verlieren.

Darüber hinaus möchte Merz wahrscheinlich auch die Steuern der Unternehmen senken, was wiederum zu erhöhtem Investitionspotenzial und mehr Veränderungsmöglichkeiten führen wird.

Fazit

Da die Koalitionsverhandlungen noch laufen, ist es zu früh um genau zu wissen, wie sich die Situation entwickeln wird. Allerdings ist das offizielle Projekt der CDU bekannt und es ist vorhersehbar, welche großen Linien am wahrscheinlichsten in den nächsten Jahren die HR-Landschaft prägen werden. Merz ist vor allem ein wirtschaftsliberaler Politiker der Deutschlands Wirtschafts- und Innovationskraft steigern möchte.

Die Wahl, die damit verbundenen Koalitionsverhandlungen und der Wechsel des Bundeskanzlers werden in jedem Fall Auswirkungen auf die Wirtschaftsstrategie, die Unternehmen in Deutschland und damit verbunden auch die HR-Strategie haben. Gerade in diesen Situationen ist es wichtig, von Experten beraten zu werden, um auf den jeweiligen HR-Bedarf zugeschnittene Lösungen zu haben.

Sie benötigen Unterstützung bei der HR-Strategie Ihres Unternehmens in diesen Zeiten des Wandels? Lassen auch Sie sich von unserem Team an Experten im Bereich Recruiting, Interim Management und Coaching beraten!